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Harninkontinenz, Blasenschwäche, unwillkürlicher Harnabgang

In der Gesellschaft ist Inkontinenz nach wie vor ein Tabuthema.

Vielen Betroffenen ist es unangenehm, das Thema offen bei Ihrem Partner, der Familie oder Freunden anzusprechen. Vor Scham wird nicht einmal der Hausarzt ins Vertrauen gezogen. Aber Sie sind nicht alleine. Ungefähr sechs bis acht Millionen Menschen in Deutschland sind von Inkontinenz betroffen.

Die Dunkelziffer wird weitaus höher geschätzt.

Harn- und Stuhlinkontinenz verunsichern viele Betroffene. Die bereits im Kindesalter gelernten Hygiene- und Sauberkeitsvorstellungen werden verletzt. Als Furcht, meine „Blasenschwäche“ könnte entdeckt werden, ziehen sich viele zurück. Man trifft keine Freunde, geht nicht mehr in die Oper oder ins Kino, oder verzichtet auf die sonst so geliebten Ausflüge mit dem Partner und Freunden.

Am liebsten hält man sich nur noch in den eigenen vier Wänden auf. „Mein Nachbar könnte ja etwas riechen, wenn ich ihn im Treppenhaus treffe.“ Einsamkeit und Isolation sind die Folgen.

Wann spricht man von Inkontinenz
Inkontinenz bedeutet:

Den Urin nicht mehr in der Blase halten zu können und zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt und Ort die Blase zu entleeren. Es kommt zu einem unwillkürlichen Harnverlust.
 
Wer ist betroffen?
Es kann jeden treffen.

Harninkontinenz ist weder abhängig vom Geschlecht noch vom Alter.
 

Frauen

Schwangerschaften, Vaginalgeburten und das Alter kann die Beckenbodenmuskulatur schwächen. Die geschwächte Muskulatur kann die Harnblase und die Gebärmutter nicht mehr richtig stützen. Die Folge kann eine Belastungsinkontinenz und/oder unvollständige Blasenentleerung (Restharn in der Blase) sein. Aber auch Harnwegsinfektionen irritieren die Blase.
 

Männer

Vor allem ältere Männer sind betroffen. Die Prostata, die unter der Harnblase die Harnröhre umschließt, schwillt im Alter an. Der Urin kann nicht mehr richtig abfließen. Auch Operationen an der Prostata kann zu einer Inkontinenz (meist vorübergehend) führen.

Aber auch Sport-, Auto- oder Arbeitsunfälle sowie Bandscheibenvorfälle können eine Harninkontinenz bzw. Blasenentleerungsstörungen als Folge haben. Neurologische Störungen im Alter (Demenz) können ebenfalls zu Blasenfunktionsstörungen führen.

Der unwillkürliche Harnabgang


Bereits als Kind wird uns gelernt, "trocken" zu werden. D. h. wir lernen, unseren Urin in der Blase zu sammeln und zu einem selbstbestimmten Zeitpunkt und Ort die Blase zu entleeren. Früher als Kind hat man viel Lob, wenn man am nächsten Morgen trocken, aber auch Leid erfahren, wenn am nächsten Morgen das Bett nass war.

Mit dem Verlust über die Kontrolle der Urinausscheidung geht eine wichtige und so selbstverständliche körperliche Funktion verloren.

Zudem kommt es bei Betroffenen nicht selten zu zwischenmenschlichen oder seelischen Problemen. Ein sozialer Rückzug und Isolation in die eigenen vier Wänden ist meist die Folge.

Daher ist es umso wichtiger, sich über das Krankheitsbild Inkontinenz zu informieren. Es gibt eine Vielzahl von Behandlungsmethoden und Hilfsmitteln, die ein unbeschwertes Leben ermöglichen.

 

Wie entsteht die Harninkontinenz?

Bei der kontrollierten Blasenentleerung handelt es sich um ein kompliziertes Zusammenspiel verschiedener Funktionen im menschlichen Körper.

Unser Gehirn ist das Steuerzentrum. Hier entscheiden wir, wann und wo wir unsere Blase entleeren. Die Impulse, die der Blase bzw. dem Blasenschließmuskel mitteilen was sie tun sollen, werden vom Gehirn über die Nervenbahnen des Rückenmarks direkt an die Blase bzw. dem Schließmuskel geschickt. So wird die willkürliche Entleerung gesteuert.

Die Füll- und Speicherphase der Blase
Der Blasenmuskel (die Blase) ist entspannt und kann sich ausdehnen. Der Urin wird gesammelt. Der Schließmuskel ist geschlossen und hält so den Urin in der Blase.

 
Die Entleerungsphase der Blase:
Der Schließmuskel entspannt sich und der Blasenmuskel zieht sich zusammen. Der Urin fließt über die Harnröhre ab.

Nach der vollständigen Entleerung der Blase beginnt wieder die Füll- und Speicherphase.
 
Wie weiß mein Gehirn, dass die Blase voll ist?
Kleine Rezeptoren auf der Innenseite des Blasenmuskels senden Impulse über das Rückenmark und teilen so dem Gehirn den "Füllstand" mit.

Sollte es also zu "Kommunikationsproblemen" zwischen Gehirn, Blase und Schließmuskel kommen, funktioniert das Zusammenspiel nicht mehr und es kommt zu Harninkontinenz bzw. Blasenschwäche oder Blasenentleerungsstörungen. Aber auch Krankheiten wie eine Querschnittverletzung, Spina bifida, MS oder Diabetes können zu einer Inkontinenz führen.
 

Das Problem zu erkennen, ist wichtiger als die Lösung zu finden.
Denn die genaue Darstellung führt fast automatisch zur richtigen Lösung.

Albert Einstein